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Rundgang durch das Dorf Striese

Auszüge aus der Chronik

                            "Es war" - Ein Dorf und seine Menschen zwischen 1931 und 1945"

von Bodo Zapora:

 

Wer aufmerksam durch den tunnelartigen Bogen der Lindenallee in das Dorf eintritt, merkt den für das Flachland erstaunlichen Höhenunterschied zwischen dem Wasserspiegel der Lohe unterhalb des Wehres, des etwas über dem Bachniveau stehenden Hauses des Korbmachers Peschel, der noch höher liegenden Dorfstraße und dem deutlich sichtbar höherliegenden, nur über eine beträchtliche Stufenzahl und mehrere Podeste erreichbaren "Doktor-Haus". Die Garage ist in den Hang hineingebaut, und der Hauseingang liegt noch einige Stufen über der begrünten Garagendecke.

Gleich hinter Peschel führt ein schmaler Trampelpfad zu einer ebenso schmalen "Brücke", die, aus zwei nebeneinandergelegten Bohlen bestehend, es erlaubt, trockenen Fußes über die Lohe zu gelangen. Radfahrer bedürfen besonderer Fahrsicherheit, um nicht, durch das talseitige Geländer beeinträchtigt, von den Bohlen in den Bach zu rutschen. Sicherer ist es allemal, oben an der Straße abzusteigen und sein Fahrrad zu führen, bis man auf dem rechtsseitigen Ufer der Lohe ist.

Dieser Steg und der daran anschließende Trampelpfad führen an die hintere Seite des Schloßparks und zum Försterhaus. Wieso ein "Forsthaus", wenn es kaum Wald, geschweige einen Forst gibt? Nun, es leppert sich zusammen, wie man bei uns sagt. Der Förster ist vom Dominium angestellt, aber wohl mehr Jäger und Heger als Förster, obwohl die Jagd an den bekannten Inhaber einer Kette von Chemischen Reinigungen, Herrn Kelling, verpachtet ist.

Ursprünglich war die Försterei die "Obere Mühle", die zweifellos zum Dominium gehörte, aber sich wohl nicht mehr rentierte. Im ehemaligen Mühlteich baut Frau Teige, die Frau des Försters, den Gemüsebedarf für die fünfköpfige Familie und die häufigen Gäste an.

Unter dem noch zarten Frühlingsgrün der Linden gehen wir auf dem durch einen Hochbordstein von der Straße getrennten, mit schwarzer, festgewalzter Schlacke geebneten "Bürgersteig" weiter ins Dorf hinein. Von den älteren Dorfbewohnern wird der Bürgersteig noch gern "Trottoir" genannt. Es gehört zur Spracheigentümlichkeit dieses Landstrichs, für viele Gegenstände und Sachen französische Vokabeln zu verwenden.

Die aus einer Kopfsteinfahrbahn und einem "Sommerweg" bestehende Dorfstraße (Hauptstraße genannt) hat zahlreiche kleine Biegungen, wir sehen immer nur einige Häuser oder Gehöfte.

Hinter dem Steg über den Bach kommt auf der rechten Seite das Holz-"Häusel" der Familie Reich innerhalb eines hübschen Gartens mit vielen Blumen, Stauden und einigen Obstbäumen. Gegenüber,  auf der linken Seite, sind die Gehöfte in den leicht ansteigenden Nordhang gebaut. Es sind da nacheinander: Kiesewetter Else mit ihrer Großmutter, die Familie Seliger, das Ehepaar Menzel, die Schmiede von Graeber und danach Graebers Wohnhaus. Der Schmiede gegenüber sind in einem neueren Haus die schwer an Asthma und ungewöhnlich dicken Beinen leidende Glufke Christe und der Kiesewetter "Jude". Warum er "der Jude" genannt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Bevor nach rechts der Weg zum Dominium abzweigt, steht auf dem Eckgrundstück das von einer beachtlichen Zahl Bewohner genutzte Siedlungshäuschen vom Eckert Fritz.

Mit seinen Ökonomiegebäuden ganz dicht an Graebers Wohnhaus anschließend kommt das elterliche Gehöft der Frau Graeber, in dem der "Weber-Schuster" mit seiner Familie und die Hirsemanns wohnen.

Unübersehbar steht wie ein schwarzer Riesenklotz direkt am Weg zum Dominium die "Bretterscheune". Wenn alle paar Jahre deren Bretterverschalung mit einer beißend und übel riechenden Teerbrühe gespritzt wurde, waren mir die zwei Holzkonservierer wegen ihrer völlig verteerten Schutzanzüge, Handschuhe und großen Hüten mit Schutzschilden vor dem Gesicht immer etwas unheimlich. So konnte ich mir durchaus Höllenbewohner vorstellen: Schwarze, fürchterlich stinkende und in ihren verkrusteten Monturen sich auch kaum noch menschlich bewegende Gesellen.... gruselig!

An Reinhold Zorns Hof mit dem kleinen Vorgarten vor dem Wohnhaus, in dem verschiedene alljährlich mit Weißkalk frisch angestrichene Feldsteine zwischen den Buchsbaumeinfassungen der Wege liegen, und an die auf eigens dafür hergestellten Stangen steckenden bunten, glänzenden Glaskugeln in sattem Rubinrot und Kobaltblau erinnere ich mich besonders deutlich.

An Zorns anschließend kommt das Freigut. Ein zwischen der Straße und dem "Kleinen Schloß" liegender tiefer Garten ist so dicht bewachsen, daß das "Kleine Schloß" und seine Wirtschaftsgebäude kaum ausgemacht werden können. Dagegen bekommt man einen fast freien Blick bis zu den großen Scheunen am oberen Rand des zur Straße leicht abfallenden Hofes, wo neben dem Gleis der Feldbahn die Einfahrt zum Freiguthof und zum "Kleinen Schloß" über den dort verrohrten Graben neben der Straße aufs Grundstück führt. Das Feldbahngleis kommt vom Dominium her quer durch den Spargelgarten des Schlosses und bildet nach Westen hin die Grenze zu Sattler Kiesewetter, dessen Wohnhaus zwischen Straße und Bach gegenüber dem Jungviehstall des Freigutes steht. Durch einen Garten vom Wohnhaus getrennt, befinden sich die zum Anwesen Kiesewetter gehörenden Wirtschaftsgebäude, in deren nördlichen Teilen die alten Kasseks und die Familie Schwarz wohnen.

Das Leutehaus im Freigut - direkt neben der alten Schule - ist von mehreren Familien bewohnt. Ich erinnere mich nur an die Familien Wilhelm Polesche, Paul Hoffmann, Wrobel, Wimmer, Wilschinski, ...

Dem Leutehaus gegenüber an der rechten Straßenseite schließt sich bis zur Lohe hin der neue "Feuerwehrteich" an; ein neu angelegter Löschwasserteich mit einem Brunnenschacht aus Betonringen. Damit neugierige Kinder nicht in den Schacht fallen, ist dieser sorgfältig abgedeckt. Der bereits nach wenigen Jahren schon verlandete Feuerwehrteich entstand in dieser Form wohl anläßlich des Baues der "Auto-Brücke". Unter der Brücke bietet sich für Kinder im Sommer ein geradezu abenteuerlicher Spielplatz. Den forschenden Blicken der Erwachsenen entzogen, können im - an dieser Stelle besonders breiten und über feinen Sand fließenden - Bach die herrlichsten Kanäle, Wehre und Wasser-Burgen gebaut werden, die allerdings meist nur eine kurze Lebensdauer haben, weil das relativ schnell fließende Wasser den feinkörnigen "Baustoff" Sand in wenigen Minuten planiert. Wir begeben uns unter der Brücke hervor wieder auf die Straße.

An das Freigut anschließend kommt das Schulgrundstück mit der alten Schule mit Lehrerwohnung und der neuen Schule mit Lehrerwohnung und anschließendem Garten für die Lehrer. Zwischen den Schulen und der "Heunergasse" befindet sich das Gebauergrundstück, das später von Rahner erworben und um- und ausgebaut wurde.

Gegenüber der Schule steht Rahners Kolonialwarenladen mit darüber befindlichen Wohnungen. Erstaunlich, was es da alles gibt. Das Sortiment heutiger Supermärkte kommt da nicht mit, denn Rahner hatte auch Kohlen, Petroleum und andere ausgefallene Artikel, die heute nur noch im Fachhandel zu haben sind.

Auf Rahners Grundstück steht eine große Wellblechgarage, in der der LKW von Helmut Garsche abgestellt ist. Mit diesem LKW wird täglich die Milch der Dominium- und Bauernkühe aus Striese und der näheren Umgebung nach Breslau in die Molkerei gefahren.

Das Wolfsche Gasthaus mit kleiner Landwirtschaft schließt an Rahners Westgrenze an. Die Geschwister Richard und Trude Wolf sind ein glückloses Geschwisterpaar. Als Wirte wohl selbst ihre besten "Gäste", holen sie aus der Landwirtschaft auch nicht viel heraus und nehmen sich nacheinander noch vor dem Krieg beide selbst das Leben.

Auf der linken Straßenseite kommen westlich der "Heunergasse" die Gehöfte der Familie Jänsch, Oma Friedrich mit Kaufmann Bautz, das Theinert-Haus (die uralte Schule), von mehreren Familien bewohnt, und der Hof der Familie Schiel, deren Wohnhaus und Stallungen an der Hangoberkante stehen; unten an der Straße ist nur die Scheune. Das "Schiel-Bergel" ist im Winter d i e  Rodelbahn für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Den vorgenannten Grundstücken gegenüber sehen wir Wolfs Scheune, anschließend deren Garten, dann Tischlerei Kadura und die ehemalige Fleischerei Michaelis.

Entlang der Michaelis-Westgrenze führt ein schmaler Weg zur beidseitig mit festen Geländern versehenen Fußgängerbrücke über den Lohe-Bach zu einem Anger, der an dieser Stelle die unbefestigte Nebenstraße stark verbreitert und vom Stephan-Haus bis an den Kirchhof und den daran nach Süden anschließenden Garten reicht.

Zurück auf die Hauptstraße, auf die rechte Seite unserer Marschrichtung: Neben dem Weg zur Fußgängerbrücke ist auf einem dreieckigen Platz das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Dorfes errichtet. Hinter dem Denkmal-Obelisk, bis zur Nordspitze des Denkmalgrundstückes am Lohe-Bach, wuchert üppig eine dichte, kleine Fichtenschonung.

Das Teichmann-Gehöft mit seinem Garten grenzt an das Denkmalgrundstück. Gegenüber, auf der linken Straßenseite, kommen nach Schiel der Maurer Richard Stephan und der große Hof der Familie Dierschke. Auf mich als Kind machte dieser Hof immer einen festungsartigen Eindruck: durch die Ökonomiegebäude an der Ostgrenze, die Gelbklinkermauer mit ihren bunten Glasscherbenspitzen auf der Mauerkrone an der Straßenseite und das anschließende große Wirtschaftsgebäude, die durch das Hoftor sichtbare Wohnhauszeile für die Arbeiter und das villenartige Wohnhaus an der Hangoberkante, umgeben von hohen Einzelbäumen, dichtem Gebüsch und einer kleinen Fichtenschonung.

Auf der rechten Seite schließen an das Teichmanngrundstück die Häuser der ehemaligen Stellmacherei Blache an, die von verschiedenen Familien bewohnt werden. Unmittelbar hinter den Blachehäusern schlängelt sich nun der Lohe-Bach bis an die Straße heran. Zwischen Bach und Straße steht eine relativ steile und hohe begrünte Böschung. Granitsteine und dicke Linden zwischen Böschungskante und Bürgersteig wechseln einander ab, sie sollen davor schützen, ungewollt mit Fahrzeugen im recht tief neben der Straße liegenden Bachbett zu landen. Ich erinnere mich, daß es dem Tierarzt Aust aus Schebitz dennoch gelungen war, eines Nachts - nach entsprechendem Alkoholgenuß - sein Auto im Bach zu parken.

An den Gartenbaubetrieb Fritz Rüdiger anschließend,stehen die letzten Gebäude der ehemaligen Molkerei Fuchs; es folgen die Höfe von Reichelt - bewirtschaftet von Familie Sebrantke - und Bartel.

Etwa gegenüber der Grenze zwischen Fuchs und Reichelt führt wieder ein schmaler Weg über eine Fußgänger-Holzbrücke zu dem rechtsseitigen Lohe-Ufer zwischen Beck und dem Gabrielgarten zur Nebenstraße.

Das kleine Häuschen der Gabriel Lenchen ist von ihr und dem "Knörndel-Schuster" bewohnt. Relativ große Gärten mit Obstbäumen und Gemüsebeeten umgeben auch die beiden letzten Wohnhäuser auf der rechten Straßenseite vor der Mai-Brücke.

Diese villenartigen Gebäude und die großzügig bemessenen Grundstücke gehören dem Blache Wilhelm und der Hermann Klara. An Hermanns Garten schließt sich ein kleines Gehölz an.

Auf der linken Seite liegt nach dem Bartel Hof der "Schelzer-Garten"; ein unterschiedlich, in südlicher Richtung stark ansteigender, Hang, der im Winter als Idiotenhügel für die sich auf Schiern bewegende Jugend dient. Auf der oberen Hangkante werden die Gebäude einer ehemaligen Försterei von der Familie Tscherntke bewohnt.

Vater Kerger mit seiner Haushälterin und Straßenwärter Prause mit seiner Familie nutzen das letzte Haus auf der linken Seite der Hauptstraße.

Unmittelbar hinter der Mai-Brücke steht rechts zwischen der höherliegenden Straße und dem tieferliegenden Bach das Häuschen der Familie Fitze.

Den letzten Hof am Ortsausgang in Richtung Sponsberg/Schebitz bewirtschaftete die Familie Fietz, zu der ich eine besonders enge Beziehung hatte. Noch vor dem Krieg kauften Erich und Lenchen Scholz diesen Hof, und die nicht im Dorf oder der näheren Umgebung verheirateten Mitglieder der Fietz-Sippe verzogen in den Kreis Ohlau.

Nun wollen wir auf der Nebenstraße gegen die Flußrichtung des Lohe-Baches von Westen nach Osten gehen:

Die untere Mühle mit Bäckerei - von Bautz an Josef Hoffmann verkauft - ist ein stattlicher Gebäudekomplex mit einem großen "Mühlteich" zur Gewährleistung des Dauerbetriebes der Wassermühle.

Von der Mühle um eine dichtbewachsene Wegbiegung kommend, hat die kinderreiche Adler-Familie ihr Zuhause.

Daran schließt sich ebenfalls an der linken (nördlichen) Straßenseite an: Die Wirtschaft von Labitzke, das Schröter-Haus mit der Poststelle, die Wirtschaft Karnasch, das Häuschen von Vater Kiefel, der Schmidt Hof, die Wirtschaften Heffe und Pohl, das Haus von Kleinert Paul, die Wirtschaften Kleinert und Nitschke, das Arbeitshaus des Jansch Hofes, das Wohnhaus von Gustav Jansch und der Jansch-Hof selbst.

Auf der rechten Seite gibt es gegenüber Heffe/Pohl nur den Gartenbaubetrieb Beck, und gegenüber dem Arbeiterhaus des Jansch-Hofes in Richtung Osten dehnt sich der oben bereits erwähnte Anger bis zum Kirchhofsgarten aus. In der Mitte des grünen Dreiecks zwischen Jansch, Kirchhofsgarten und Nebenstraße ist in den 1930'er Jahren eine Linde gepflanzt worden.

Der Kirchhof mit Kirche, Glockenturm und den Begräbnisstätten der verstorbenen Dorfbewohner ist ein Stück des Ortsmittelpunktes. Eine alte Feldsteinmauer schirmt den Kirchhof insbesondere gegen - sonst an allen möglichen und unmöglichen Stellen anzutreffendes - Kleinvieh (Hühner, Enten, Gänse usw.) ab. Sie wird durch ein Westtor zwischen zwei Ziegelpfeilern und das Osttor mit dem Sühnekreuz unterbrochen.

Unterschiedlich alte und entsprechend hohe Laub- und Nadelbäume sind über den Kirchhof verstreut und besonders zwischen der Südmauer und dem Glockenturm anzutreffen. Die Ostmauer ist auf dem größten Teil ihrer Länge durch die nahe der Grenze errichteten Gebäude der Fleischerei Wolter ersetzt. Vom Osttor geht es leicht abwärts in Richtung Gasthaus Schlanzke und über einen schmalen Anger zur Lohe, wo im Sommer das Wasser für die Bewässerung der Grabstätten geschöpft wird. Sommerahorn, Linden und Kastanien wirken wie ein Wäldchen an dem flachen Hang vor der Südostecke des Kirchhofs.

Südlich des Kirchhofgartens mündet die Nebenstraße auf den von Mühnitz kommenden Weg. Dort befindet sich zwischen Nebenstraße und Lohe-Bach ein eingeschossiger längerer Bau, in dem verschiedene Einzelpersonen und Familien wohnen. Es handelt sich ausnahmslos um noch aktive oder schon in Rente befindliche Arbeiter des Dominiums. Während des Krieges ist in einem größeren Raum des Hauses für die Arbeiterkinder des Dominiums eine "Spiel-Schule" eingerichtet, in der Frau Liebethal die Kinder betreut.

Zurück zu dem Platz, auf den die meisten Wege münden, und der dennoch keinen besonderen Namen hat. Ich stelle mich dorthin, wo der "Wasser-Pfad" (Kirchhof-Lohe) den Mühnitzer Weg kreuzt, schaue zunächst nach Süden und drehe mich dann um 360° :

Vor mir der schmale Anger, die Lohe, dahinter der Feuerwehrteich, an dessen Oberkante die Hauptstraße, und auf deren anderer Seite das Leute-Haus des Freiguts und die "alte" Schule. Ich drehe mich langsam nach rechts: Kaufmann Rahner, davor die Autobrücke, westlich der Brücke, etwas tieferliegend, die Spielschule; weiter nach rechts: die Nebenstraße, der Kirchhofsgarten, das Kirchhofs-"Bergel" unter den Bäumen, dahinter das Osttor des Kirchhofs mit dem granitenen Sühnekreuz rechts neben der Pforte, durch Bäume und Fliederbüsche fast verdeckt, die Fleischerei Wolter; nun nach Norden blickend, entlang des Pampsgrabens, der Weg nach Mühnitz, für hiesige Verhältnisse steigt er kräftig an; weiter nach Nordosten: die Wirtschaft Schönfeld, am Ende des Schönfeldgrundstücks das "Spritzenhaus", die Lindenallee (überwiegend aus Kastanien bestehend); weiter nach Osten drehend kommen tatsächlich Linden ins Blickfeld, es ist der Anfang der Lindenallee, an der hier nur rechtsseitig die Bäume stehen, hinter diesen die "Spielwiese", und nach Südosten die Gebäude von Schlanzkes Gasthaus. Bis ich mich wieder ganz nach Süden gewendet habe, sehe ich vorher zwischen Schlanzke und dem Feuerwehrteich noch einen Teil der Kiesewetter-Wirtschaftsgebäude. Der Kreis ist geschlossen.

Wenden wir uns nach Norden und gehen den Mühnitzweg aufwärts, da stehen, Schönfeld gegenüber, auf der linken Seite zwei Zwei-Familienhäuser des Dominiums. Eine gemauerte Brücke führt über den Mühlgraben. Ein kleines Kuriosum ist eine hölzerne trogähnliche Rinne, in der das Wasser aus den nördlich des Dorfes gelegten Drainagen, über den Mühlgraben hinweg, hinab ins Dorf durch den Pampsgraben zur Lohe fließt. Hinter dem Mühlgraben baute auf der linken Seite der Maurer Fraszczac ein neues Wohnhaus. Durch dichtes Gebüsch verborgen, auf der rechten Wegseite, versteckt sich der von Gärtner Schade bearbeitete Schloßgarten. Wir biegen halbrechts vom Mühnitzer Weg ab und steigen noch einmal leicht aufwärts: Rechts noch immer dichtes Gebüsch, aber links, von Sträuchern, Erlen und Weiden umgeben: der "Quake-Teich". Keiner hat je die Unzahl von Fröschen verschiedenster Art feststellen können. Ihr Konzert ist im ganzen Dorf an lauen Sommerabenden hörbar.

Oberhalb des "Quake-Teiches" steht das Wohnhaus des Schäfers Lingott und dahinter ein unschöner, zweigeschossiger Zweckbau: "Die Kaserne". Hier handelt es sich wieder einmal um ein Mehrfamilien-Wohnhaus für Dominiumarbeiter.

Von der Kaserne sehen wir nach Ostsüdost: Links anfangend ist die Feldscheune vor der Köhlergrenze ein markanter Klotz, nach rechts schwenkend drängt eine Parkecke ins Blickfeld, vor der auf den Abstellgleisen der Feldbahn eine Anzahl "Züge" stehen, die zum Teil schon wieder durch den Schafstall verdeckt werden. Zwischen dem Schafstall und Kälberstall hindurchblickend, wird ein imposanter Rot-Klinker-Bau sichtbar, der Kuhstall; über ihn hinweg leuchtet silbern die Spitze des Schloßturmes.

Wir gehen zwischen Kuhstall und Ochsenteich hindurch auf den Hof. In der Mitte des Hofes bleiben wir stehen und machen wieder einmal eine Drehung um 360°. Wir beginnen nach Norden blickend und drehen uns dann rechts herum:

Über die zwei Reihen von Kasten-, Leiter- und Jauchefaßwagen hinweg scheint die Mauer des Misthaufens hindurch. Dieser Misthaufen erhält durch zwei türmchenartige Gebäude, je eines am westlichen und östlichen Mauerende, einen architektonischen Pfiff. Das linke Türmchen ist ein zweitüriges Klohäuschen (von den im Sommer im Ochsenteich badenden Kindern und von den auf dem Hof arbeitenden Männern und Frauen im Bedarfsfall genutzt), das rechte Türmchen beherbergt die Fahrzeugwaage.

Hinter dem Misthaufen steht wie eine Festungsmauer die lange Front des Kuhstalles. Dieser hat ein sehr hohes Erdgeschoß mit 4 Mistgängen (Ausfahrten ebenerdig an der Südseite zum Misthaufen); einige Stufen höher liegen die Futtergänge, an denen die Kühe sich kopfseitig gegenüberstehen. Eine Durchfahrt für Wagen und ein festverlegtes Gleis für die Feldbahn verlaufen innerhalb  des Stallgebäudes entlang der Nordwand in derselben Höhe wie die Futtergänge.

Am Westgiebel ist ein Milch-Kühlhaus mit einer Milchausgabestelle angebaut. Eine breite offene Außentreppe führt am Westgiebel zu einem Podest, von dem aus der Heuboden von außen erreicht werden kann. Im Sommer dienen Treppe und Podest als Stand-, Sitz- und Liegeplätze, um die im Ochsenteich abgekühlten Leiber der Badenden an der stark aufgeheizten Klinkerwand wieder aufzuwärmen.

In der Mitte des Obergeschosses in der Südwand prangt das Zifferblatt einer großen Außenuhr mit Halb- und Ganz-Stunden-Schlagwerk. Nach dieser Uhr und ihrem Schlag richtet sich fast jedermann im Dorf.

Wir wenden unseren Blick vom Kuhstall auf den östlich davon stehenden Düngerschuppen, in dem von den verschiedenen Kunst-Düngerarten in den einzelnen Gefachen eine Vielzahl Säcke oder auch schon gemischte Haufen lagern. Weiter nach Osten schwenkend kommen nun die Geräte- und Bulldogschuppen ins Bild, davor ein großer freier Platz, auf dem die Geräte repariert, gewartet und auch abgestellt werden, sofern sie nicht eines Wetterschutzes bedürfen. An die Bulldogschuppen schließt die Stellmacherei im Schüttboden (-Gebäude) an. Nur durch einen wenige Meter breiten Weg getrennt steht davor die Schmiede, an die das Inspektorenhaus angebaut ist. Übergangslos hängt an dessen Südgiebel ein eingeschossiger Maschinenschuppen, der bis zur Schloßparkmauer reicht.

Nach Süden markieren dicke Rotklinker-Pfeiler das Tor zum Hof. Durch dieses Tor führt das festverlegte Feldbahngleis und fahren alle Feldbahnzüge sowie Wagen, mit Pferden bespannt, oder Bulldogs vor Anhängern, Ackergerät oder Mähmaschinen, oder schwere LKW in der Zuckerrübenernte, das Milchauto und alle anderen Fahrzeuge. Der nach Süden völlig gerade verlaufende Weg mündet hinter der Bretterscheune in die Hauptstraße. Durch das stets offene Tor blinkt noch eine gelbe Ecke des Gärtnerhauses, bewohnt von Felix Schade und seiner Familie. Der Rest des Hauses ist durch eine hohe Mauer verdeckt, die den Hof nach Süden abschließt. Vor die Südseite dieser Mauer ist das Glashaus der Schloß-Gärtnerei gesetzt.

Zwischen der Mauer und der den Hof nach Westen begrenzenden Gebäudezeile führt eine Durchfahrt zu den hinter dem Leutehaus stehenden Ställen für das Kleinvieh der das Leutehaus bewohnenden Familien. Mit dem Wohnhaus nahtlos verbunden sind der Stall für die Zugpferde und der Siedeschuppen. Im Schiedeschuppen wurde nicht Viehfutter gesotten (ich weiß nicht, ob das dort jemals der Fall war). "Siede" sagt man in Striese zu gehäckseltem Stroh. Im Siedeschuppen lagert in großen Mengen "Siede", die in einer schweren Maschine mit Gebläse von Zeit zu Zeit auf Vorrat geschnitten wird.

Vom Nordgiebel des Siedeschuppens bis zum  - den Hof in der Nordwestecke begrenzenden - Ochsenteich befindet sich ein breiter, sandiger Streifen, der mit flacher Neigung in den an seiner tiefsten Stelle über 2 m Wassertiefe messenden Teich führt.

Der breite Weg mit einer Rohrbrücke über den aus den Parkquellen kommenden Zufluß geht zwischen dem Ostufer des Ochsenteiches und dem Westgiebel des Kuhstalles hindurch zur Kaserne und den im Norden stehenden Ställen. Damit haben wir den Kreis des Rundblickes über den Dominium-Hof geschlossen.

Aus dem Dominium-Hof in südlicher Richtung gehend verdecken auf der linken Seite die dichten Büsche und Bäume das Schloß. Nur durch das Gittertor der Einfahrt über das mit weiß gekalkten Steinen markierte Rondell haben wir freie Sicht bis zur Tür im Turm. Der tiefe, auf seiner Oberfläche das Schloß spiegelnde Teich, ist vom Wall aus in seiner ganzen Breite zu sehen. Eine relativ breite Fahrbahn auf dem Wall trennt den höherliegenden Schloßteich vom tieferliegenden Wallteich. Beidseitig des Weges stehen bis zu seinem Ende am Backofen hohe Laubbäume. Hier endet der Weg für jedermann, dahinter beginnt der Park.

An dieses Backofengebäude, das auf mich als Kind wie ein verwunschenes Schloß wirkte, knüpfen sich vielfältige Erinnerungen.

Parallel zum Wallteich gluckert und murmelt, wiederum ein Stück tiefer, der Lohe-Bach. Über ihn wölbt sich eine gemauerte Rundbogenbrücke, auf der der Weg vom Dominium zur Hauptstraße und Feldbahngleis zwischen Bretterscheune und Spargelgarten hindurch zum Freigut führt. Der Wallteich wird vom Mühlgraben gespeist, der ebenfalls unter dem vorgenannten Weg hindurch zum Gärtnerteich fließt.

Zwischen Gärtnerteich und Lohe-Bach stehen hier rechts und links der "Linden-Allee" tatsächlich einige mächtige Lindenbäume bis hin zur Spielwiese und zum Spritzenhaus, wo sie von alten dicken Kastanien abgelöst werden. Dieses kurze, immer im Schatten liegende Wegstück zwischen dem Gärtnerteich und der Lohe ist ein besonders kaltes Loch. Hier ist oft noch Ende April letztes Eis des Winters anzutreffen, das bis zum Ende der Frostperiode eine Mächtigkeit von 60 cm und mehr erreicht. Die dicke Eisschicht entsteht im Winter durch den fast allabendlichen Überlauf des Gärtnerteiches, wenn eine starke Eisdecke auf dem Mühlgraben den Durchfluß zum Mühlteich einengt. Nachts gefriert das über den Weg zur Lohe abfließende Wasser und baut über die vielen Winterwochen hin einen kleinen Gletscher auf.

Unweit dieser Stelle überquert, in einen längs-durchbohrten Baumstamm montiert, die Wasserleitung vom Wasserhäuschen des Schlosses hin zum Freigut den Lohe-Bach.

Damit haben wir unseren Rundgang durch das Dorf beendet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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